Ich bin zwei Blogs

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Der Trend geht zum Zweitblog. Gerade in Zeiten wie diesen. Deshalb wird ausgegliedert. Das heißt: Alle bisherigen Bodenseebass-Geschichten rund ums Thema Schallplatten sind umgezogen auf www.vinylgeschichten.de und haben es sich dort zusammen mit ein paar neuen Texten schick eingerichtet.

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Danke für die Nominierung, hier meine Liste

Harlem Shake, Gangnam Style. Meist kriege ich so genannte Internettrends erst mit, wenn sie in der Zeitung stehen. Also ziemlich spät. Oder ich will sie gar nicht mitkriegen, die ganzen Bier- und Eiswürfel-Challenges, die sich in meine Facebook-Chronik verirren.

Jetzt aber doch eine Nominierung, dank DJ-Kollege Double-L. Und die kann man schlecht ignorieren, zumal es um Musikalben geht. Wenn ich das richtig verstanden habe nicht um die besten aller Zeiten, sondern um jene zehn, die einen am meisten auf irgendeine nachhaltige Art beeinflusst haben.

Um eine solche Liste gewissenhaft zu erstellen, bedarf es eigentlich eines ausführlicheren In-sich-gehens. Aber eine spontane Auswahl – ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit und in keiner bestimmten Reihenfolge – ist doch recht schnell getroffen. Also los geht’s: RTL präsentiert die zehn einflussreichsten Langspielschallplatten aller Zeiten:

Cover Protection

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Portishead – „Dummy“
Massive Attack – „Protection“
Beide im Herbst 1994 erschienen, absolute Meilensteine – und für mich nichts weniger als der Soundtrack dieser Zeit. Portishead liefern ein atemberaubendes Albumdebüt ab, und Massive Attack machen hier den nächsten musikalischen Schritt nach ihrer samplewütigen Downbeat-Blaupause „Blue Lines“, die (meiner Meinung nach fälschlicherweise) in den üblichen Meisterwerk-Listen meist den Vorzug vor „Protection“ erhält.

Tricky – „Maxinquaye“
„Maxinquaye“ komplettierte kurz nach „Dummy“ und „Protection“ eine sagenhafte Bristol-Trilogie. Fast 20 Jahre alt ist das Album, hat aber kein bisschen was von seiner Wertigkeit verloren. Superdeepe Tracks, die zerbrechlichen Vocals von Martina Topley-Bird, und mit der Gitarrenadaption von Public Enemys „Black Steel in the Hour of Chaos“ eine der gelungensten Coverversionen aller Zeiten an Bord. Grandioses Werk.

Neneh Cherry – „Homebrew“
Neneh Cherrys zweite LP war für mich immer irgendwie die poppige Cousine der erstgenannten Alben. Durchweg tolle Songs, getragen von Cherrys zwischen Gesang und Rap wechselnder Stimme. Und total emanzipiert von ihrem vorangegangenen Dancealbum („Raw Like Sushi“). Ein völlig unterschätztes Popalbum.

Goldie – „Timeless“
Drum&Bass, und zwar diese Mittneunzigerwelle aus dem ganzen Metalheadz-Zeug, Photeks „Modus Operandi“ LP oder den Sachen von Source Direct und Konsorten, eröffnete einem nicht nur ein neues Genre, sondern auch eine völlig neue Art des Musikhörens. Und Goldies Meisterstück „Timeless“ war die Speerspitze der Revolution. Diese Sounds , diese Beats, diese Bässe, diese Atmosphäre, diese Sehnsucht. So viel Ernsthaftigkeit und Tiefgang hatte ich bis dato in der schnelleren elektronischen Tanzmusik nicht gehört. Bis dahin war Jungle ein interessanter Trend, danach war er in einem drin.

a-ha – „Scoundrel Days“
Okay, diese Pop-Scheibe aus den Achtzigern muss auch ehrlicherweise mit in die Liste rein. Eigentlich war das damals voll die Mädchenmusik, aber ich fand das trotzdem gut. Außerdem war es – siehe hier – auch meine erste (oder zweite) selbstgekaufte Vinylschallplatte. Also schon von daher gesehen hier nicht fehl am Platz.

Galliano – „In Pursuit of the 13th Note“
Mein Einstieg in ein jahrelanges Fan-Sein. Jazz, Rap, Soul, Reggae und Funk in einem Mix, der duftete wie ein sonniger Frühlingstag auf dem Londoner Camden Market irgendwann in den Neunzigern. Ich hab alle Platten von denen, alle Live-Bootlegs und die meisten Maxis auch. Und bei den sensationellen Live-Konzerten stand ich immer in Reihe eins.

David Holmes – „This Film’s Crap, Let’s Slash the Seats“
Jaja, schon wieder Neunziger, aber so ist das nun mal. Diese Scheibe von David Holmes, auch bekannt als Filmmusikkomponist und unter anderem geremixed von Kruder und Dorfmeister, war auch so ein fulminanter Bastard aus Techno, Trip Hop, (Big-)Breakbeats und Ambient, der für das damalige Aufweichen der Stilgrenzen stand.

Urban Dance Squad – „Mental Floss for the Globe“
Ich fand es seinerzeit immer spannend, wenn Hip Hop mit anderen Styles kombiniert wurde. Eine Band, die schon früh mit dem Crossover von Rap und Rock anfing, war die Urban Dance Squad. Hier könnte jetzt zwar auch das musikalisch viel ausgereiftere und funkigere „Blood Sugar Sex Magik“ von den Red Hot Chili Peppers stehen (oder was von Faith No More). Aber die U.D.S. war halt zuerst im Regal.

Björk – „Homogenic“
Ich bin etwas unsicher. Aber eigentlich darf Björk in der Liste nicht fehlen. Bloß welches Album? „Homogenic“, weil man darauf vielleicht doch die typischere Björk findet als zum Beispiel auf „Debut“?

Alix Perez – „U“

Der Drum&Bass-Videoclip des Monats stammt (mal wieder) aus dem Hause Exit Records und sorgt für ordentlich Säbelrasseln in der Breakbeat-Bude. Wenn der gute alte photeksche Ninja-Vibe im aktuellen Halfstep-Gewand auf eine Prise Squarepusher-Flavour trifft, und das Ganze noch ein bisschen, aber nicht zu sehr, in Form gebracht wird, kommt wohl sowas dabei raus. Retro-Futurismus pur. Und eine gelungene Hommage an die Neunziger, in denen fast alles ging.