Expedit – alles muss raus

Expedit

Das Billy-Regal gilt ja quasi als Inbegriff für Ikea – gepaart mit dem hartnäckigen Vorurteil, es würde immer irgendein Kleinteil im Paket fehlen. Man kann ja über Ikea viel Schlechtes sagen, aber die Story von den fehlenden Schrauben ist ne urban legend. Ich habe ja schon viel Ikea-Kram aufgebaut. Eine Schraube hat nie gefehlt. Ich schwör. Niemals. Eher blieb zum Schluss das eine oder andere Metallteilchen oder der ein oder andere Holzstift übrig. Was im Übrigen wesentlich beunruhigender ist, könnte man doch die entscheidende Schraube zur Gewährleistung der Statik vergessen haben.

Und was den Billy-Hype betrifft: Also Schallplatten kriegst du da sicher nicht unter. Außerdem sieht’s echt scheiße aus. Plattenregal? Expedit, Baby! Was Besseres gibt es nicht, außer der Schreiner nimmt Maß. Aber das wird teuer. Also Expedit. Fasst auch größere Plattenmengen und -gewichte, ist superpraktisch und trotz Ikea-Look ästhetisch noch absolut vertretbar. Seitdem das Expedit bei mir vor Jahren schon die ollen Ivars (die mit den potthässlichen Stabilisierungskreuzen hinten) als Plattenregal ersetzt hat, kommt bei mir nix anderes mehr ins Haus. Ausgereifte Technik, Referenzprodukt, alles super.

Doch nun – #aufschrei, #shitstorm, #onlinepetition – der Schock für DJs und Vinyl-Sammler: gut drei Jahre, nachdem Technics seine 1210er-Produktion eingestellt hat, macht Ikea doch tatsächlich Schluss mit dem Topseller Expedit, räumt seine Lager und stellt im April einen Nachfolger mit dem Namen Kallax ins Sortiment. Mit anderem Design und nun – igitt – auch als Farbvariante rosa. Und – so das bitterböse Gerücht, das durchs Netz schwappt – es passen keine Schallplatten mehr rein!

Es braucht ja wahrlich nicht viel, damit der Netzgemeinde vor Wut das Maul schäumt. Eine tote Zoogiraffe zum Beispiel. Oder eben das Ende eines Regals, das man zwar längst in mehrfacher Ausfertigung zuhause hat, aber beim nächsten Umzug und so, oder wenn’s mal vergilbt ist und so weiter… Naja, es ist ernst. Ikea hat das Kultregal getötet und trotz anderweitiger Imagefilmchen (siehe unten) kein Herz mehr für Vinylfreunde. Das Skandälchen dürfte den Expedit-(Aus-)Verkauf jedenfalls nochmal so richtig angekurbelt haben. Krieg am Regal 61 in Ulm und anderswo und super Werbung für Ikea, das die Gemüter sogleich beruhigt: Keine Panik, die Innenmaße bleiben gleich. Das heißt: Platten passen nach wie vor rein. Auch vom Gewicht? Auch vom Gewicht. Nur die dicken Außenwände, die das Expedit gleichwohl erst so richtig schön gemacht haben, werden beschnitten. Damit das Ganze endlich genauso billig aussieht wie ein Billy-Regal.