So, erste Konzertreview auf bodenseebass.com und zugleich der erste Besuch eines „richtigen“ Livekonzerts des Autors seit Längerem. War also überfällig, zumal die zwar nicht fanboymäßig verehrte, aber musikalisch sehr geschätzte Joy Denalane das Finale ihrer aktuellen Tour im „Bahnhof Fischbach“, also quasi vor der eigenen Haustüre, feierte. Zusammen mit einem doch ziemlich erwachsenen Publikum und dem überraschend guten, mir bislang gar nicht bekannten Supportact Y’akoto (hat noch nicht mal einen Wikipediaeintrag, wie ich gerade feststelle). Dahinter verbirgt sich eine Hamburger Sängerin, die sich als so eine Art quirlig-eigenwillig-sympathische Mischung aus Erykah Badu und einem fitten Alter Ego von Amy Winehouse sowie als selbsternannte „Botschafterin der Gefühle“ auf der (relativ) großen Bühne sichtlich wohlfühlte. Von dort aus plauderte sie frank und frei über ihre Gedanken beim mittäglichen Bodenseespaziergang und verpackte ihre Alltagsgeschichten in fetten und mitreißenden Afrofunk und Soul.
Dass der Sound im Fischbacher Bahnhof relativ moderat in der Lautstärke (die Ohrstöpsel blieben im Hosensack) und eher mitten- statt basslastig war, schob man zunächst auf die alte Tonmischer-Gemeinheit, Vorgruppen klangtechnisch aus Prinzip ein bisschen im Zaum zu halten, um sie den darauf folgenden Stars ja nicht die Show stehlen zu lassen. Doch auch beim Auftritt von Joy Denalane, die in knallrotem Kleid die Bühne in Beschlag nahm und die Linsen der im Publikum anwesenden Smartphones auf sich zog (wie man oben sieht, habe auch ich mich mit meinem Oldskoolhandy zu einem Schappschuss hinreißen lassen), fehlte mir nach wie vor der Druck untenrum. Wirklich schade um den schönen Bass!
Aber abgesehen davon: Super Auftritt von Joy Denalane, eine routinierte, engagierte Performance, tolle neunköpfige Band, eindringliche Texte, super Mucke, richtig viel Soul. Das neue Zeugs wurde gespielt, die bekannten Klassiker auch, und am Ende gab es ganz viele liebe Dankeschöns von Joy zum letzten Vorhang ihrer Tournee: für den Trompeter und das Mädchen für alles über die Roadies bis zum Mann am Merchandisingstand. An letzterem kam ich natürlich zum Ausklang des Abends nicht ganz vorbei, um mir dann als Konzerttrophäe noch das Vinyl der aktuellen Denalane-Platte „Maureen“ zu sichern (wäre im Laden zwar billiger gewesen, aber egal).