Tatort Bodensee

„Eines geht mir aber wirklich auf die Nüsse: diese ‚Tatort‘-Sache. Das ist das neue Ding, was wir coolen Leute seit einiger Zeit schauen müssen. Eine Art neue Spießigkeit. Ich finde diese Krimis furchtbar altbacken und öde. Nichts ist schlimmer als der Satz: „Der beste ‚Tatort‘ ist der Münsteraner.

Diese bösen Worte hat kürzlich Sarah Kuttner (Ex-VIVA und so weiter) im Spiegel zu Protokoll gegeben. Ob das Gemotze zitierwürdig ist, sei dahingestellt, aber auf diese elegante Weise sind wir wenigstens gleich beim Thema. Wobei, den letzten Teil des Kuttner-Disses unterschreib ich glatt. Kann ich mir nicht geben (Liefers). Und übrigens auch nicht den Leipziger (Thomalla) und bald den Hamburger (X-Ohrküken).
Obwohl, wie schon an anderer Stelle kommentiert, der Konstanzer Tatort leider meist auch nicht gerade zu den Glanzlichtern der Reihe zählt, sollten wir coolen Leute heute trotzdem die Glotze einschalten, wenn in der Episode „Schmuggler“ wieder am Bodensee ermittelt wird. Diesmal geht’s um krumme Geschäfte am Zoll. Und wie der Lokalpresse zu entnehmen ist, hat der Ravensburger Regisseur Jürgen Bretzinger bei der Gelegenheit auch wieder einige bekannte Nasen aus den Region vor die Kamera gelassen.

Den Trailer gibt’s hier.

„Fahren wir übers Paradies“

Köln, Münster, Stuttgart – Wer hat den besten Tatort? Das Medienportal MEEDIA hat diese Woche wieder ein aktualisiertes Ranking der (nach durchschnittlichen Einschaltquoten) beliebtesten TV-Kommissare veröffentlicht. Und siehe da: Der Bodensee-Tatort aus Konstanz mit dem Ermittlerpärchen Blum/Perlmann rückt im Vergleich zum Januar um vier Plätze nach vorn und belegt jetzt Rang sechs – tatsächlich noch vor den Münchner Routiniers Leitmeyr/Batic und dem Ludwigshafener Duo Odenthal/Kopper.

Über die Gründe dieses Höhenflugs kann man nur spekulieren. An den bis auf ein paar Ausnahmen ziemlich mäßigen Drehbüchern und den teilweise doch hanebüchenen Storys kann’s wohl kaum liegen. Eher vielleicht am Neugierde-Faktor, ein wenig Lokalkolorit zu erhaschen. Und sei es nur bei einer der unzähligen Bootsfahrten, verbalen Geistesblitzen wie „Komm, wir fahren übers Paradies, dann sind wir schneller“ oder den in letzter Zeit ziemlich abstrusen und gänzlich unrealistischen Katz-und-Maus-Jagden durchs schöne Bodensee-Hinterland. Oder bringt doch Eva Mattes‘ Fassbinder-Vergangenheit noch ein paar Punkte?

Wie dem auch sei: Gucken heißt ja nicht gleichzeitig auch Gutfinden. Ihren nächsten TV-Einsatz haben die Konstanzer Gesetzeshüter jedenfalls am 27. März 2011. Auf ein Neues.

P.S.: Und der folgende, gerade erst abgedrehte Jubiläums-Tatort vom See (Nummer 20) wird übrigens vom Ravensburger Regisseur Jürgen Bretzinger inszeniert.