Kulturufer 2013

Das Kulturufer in Friedrichshafen ist ja immer eine ganz entspannte Angelegenheit im Sommer. Die diesjährige Ausgabe ging heute zu Ende und hatte aus meiner Sicht lineupmäßig vor allem zwei Highlights zu bieten: Nummer eins, der Auftritt des grandiosen Georg Schramm – verpasst, da leider schon seit Monaten ausverkauft. Und Nummer zwei, schön im Kleingedruckten des Programmheftchens versteckt: Toni-L alias der Funkjoker, der Koch, der Pate, der Hardcore Gladiator. Einer der Väter Opas des deutschen Hip Hop, alter Weggefährte von Torch und Mitbegründer der legendären Heidelberger Combo „Advanced Chemistry“. Für die jüngere Leserschaft: Das sind die, die den deutschsprachigen Rap quasi erfunden haben und jetzt bekanntermaßen angeblich nur noch in den Bars rocken. Oder eben in der Musikmuschel im Auftrag des Jugendzentrums „Molke“. Und das umsonst und draußen. Auf also zum Pflichttermin.

An Windspiel-Verkäufern, Esoterikkram, Deinen-Namen-auf-ein-Reiskorn-Schreibern, Hippie-Ständen, Straßenmusikanten und Gauklern vorbei geht’s zur Muschel. Toni-L steht schon auf der Bühne, doch der Andrang hält sich in Grenzen. Die paar Gewittertropfen sind zwar nicht der Rede wert, aber in der Musikmuschel hat man es halt prinzipiell nicht einfach. Während die amtlichen Acts in den Zelten sich der Aufmerksamkeit des Publikums gewiss sein dürfen (nebenan macht sich zum Beispiel gerade Sophie Hunger bereit), steht der Künstler hier draußen in harter Konkurrenz mit allerhand festivalerfahrenen Jongleuren, Airbrush-Tätowierern, Pantomimen, Clowns oder sonstigen Freaks – und den Verlockungen von Beach-Bar und Fressmeile.

Doch Toni-L checkt die Lage als alter Hase sofort und schwenkt auf das volle Entertainmentprogramm um: Erst bittet er die B-Boys der anwesenden Breakdance-Crew (Beat Nuggets) nach vorn, um dann ein Kind nach dem anderen auf die Bühne zu holen. Hip Hop für die ganze Familie – das lockt jetzt endgültig auch die Laufkundschaft. Dazu lässt Toni-L seinen DJ Def Cut zum Gemeinschaftstanz aufspielen und streut neben seinem neuen Song „Tornado“ und dem Torch-Hit „Wir waren mal Stars“ die ganzen Klassiker der alten Schule ein: „Dir fehlt der Funk“, „Hardcore Gladiator“. In bester Blockparty-Manier und mit souveränem Flow rockt der Koch das Kulturufer, lässt nach seinem Gig (Kleinkünstlerstyle!) den Hut rumgehen, verteilt ganz altmodisch „Props“ an alle, die dabei waren, und verkauft vom Bühnenrand noch eigenhändig ein paar Exemplare seiner aktuellen Platte. Der Typ hat’s einfach drauf.

Zurück im Douala – für eine Nacht


Kaum steht der Sommer vor der Tür, kehrt „Reclaim the Beats!“ noch einmal zurück – für eine Nacht. Mit von der Party ist Enea, the Italian Stallion, der das Douala zuletzt vor zwei Jahren amtlich zerlegt hat. Der „Beatalistics“-Labelchef und „Sun&Bass“-Resident kocht auch diesmal mehr Styles als seine Mamma Pasta. Es erwartet uns ein Abend voller Drum&Bass und Dubstep, mit brandneuem Zeug, alten Hits, echten Rewinds und natürlich mit den „Reclaim the Beats!“-Machern Double-L und Mellokat. Am Mic ist wieder MC Sinista aus Mannheim. Also einer der Besten im Land, der im März bei der letzten „Reclaim the Beats!“ mit seinen Reimen auch wirklich den letzten Hipster von der Bar und auf den Dancefloor gelockt hat.
Und hinten? Reggae und Dancehall wie immer. Diesmal mit der Keep it Real Crew.

Douala: Kein Tanz nach fünf

Das Douala und die gestrichene Sperrzeitverkürzung: Um Punkt fünf Uhr müssen seit einiger Zeit im Ravensburger Club die Lichter angehen, auch wenn’s dann noch nett ist. Die Wogen schlagen so hoch, dass sich sogar der regionale TV-Sender jetzt des Themas angenommen hat. Den Vier-Minuten-Bericht gibt’s hier zu sehen.