„Reclaim the Beats!“ ist wieder da…

Flyer RTB Fava

Och Menno, das war doch nur ein schlechter Aprilscherz. Nix Clubwechsel, nix Tschüss Douala, auch wenn das der eine oder andere aus dem Internet vielleicht gerne gesehen hätte:

Douala Facebook

No Way, „Reclaim the Beats!“ startet diesen Samstag, 12. April 2014 hochoffiziell, unter Garantie und natürlich im stadtbekannten Pennerkeller nach mehrmonatiger Winterpause endlich in die neue Clubsaison.

Ein Jahr, in dem es gleich drei mehr oder weniger klassische Jubiläen zu feiern gibt: Das Douala, der ewige Club, wird 2014 bekanntermaßen unglaubliche 30 Jahre alt, während „Reclaim the Beats!“ seinen, öhm, zwölften Geburtstag zelebriert. Krumm, ja, aber hey: Erstmal nachmachen! Richtig rund ist dann wieder Jubiläum Numero drei: die DJ-Dienstjahre unseres Residents Mellokat, der heuer auch nach zwei Jahrzehnten an den Decks immer noch bei den Disko-Kids mitspielen darf.

Doch das ist alles nicht so wichtig. Denn wie eine alte Fußballerweisheit sagt: Entscheidend is auf’m Platz! Und da ist Champions League angesagt. So ist es doch tatsächlich gelungen, unseren Lieblings-Lieblings-MC Fava davon zu überzeugen, dass Ravensburg doch viel schöner ist als London, Sardinien und New-York-Rio-Tokio oder wo der Feger sich auch sonst so ständig rumtreibt auf den großen Drum&Bass-Bühnen der Welt. Egal, am Samstag gehört er Euch! Und wie heißt es so schön über den Mann mit den 1000 Skills: Produzenten zerren ihn ins Studio, Partyveranstalter schwören auf seinen Flow und im Netz kursieren Mitschnitte seiner Liveshows mit den ganz Großen der DJ-Szene. Genau!

Fava übernimmt also morgen im Douala das Kommando. Und den Rhythmus der Nacht geben ihm nicht nur die „Reclaim the Beats!“ Macher DJ Double-L und DJ Mellokat vor, sondern auch die Jungs von Klangkunst, die mit ihren „Commaklar“-Partys in hiesigen Gefilden bestens bekannt sind und bei ihrem RTB-Gastspiel ganz gewiss wieder zeigen werden, dass sie es auch mit den gebrochenen Beats draufhaben.

Und im hinteren Douala-Raum gibt es hochprofessionelle Reggae-Unterhaltung mit den Dancehall-Königen der Keep it Real Mannschaft. Das wird hot wie immer. Da tropft der Schweiß von der Decke und die Taubenkacke fließt von den Wänden. Wir schwörn!

Reclaim the Beats: Abschied vom Douala Ich bin wirklich nur ein Aprilscherz

JohnB

Abschied nach zwölf Jahren: Die seit 2002 im Ravensburger Douala beheimatete Clubreihe „Reclaim the Beats!“ hört auf – und macht an anderer Stelle weiter.

„Ihr braucht mehr Glamour!“ Diese Aussage von Gast-DJ John B (Bild oben) habe die Partyveranstalter schon vor einigen Jahren zum Nachdenken über die Zukunft ihrer angestaubten Clubreihe gebracht. Nun sei man sicher, den richtigen Schritt zu machen. „Die Zeit ist einfach reif“, so die Clubmacher Double-L und Mellokat, die sich mit dem Location-Wechsel auch einem ganz neuen Publikum öffnen möchten.

Die nächste, für den 12. April angekündigte Party findet zwar noch statt, allerdings ist an dem Abend nur der hintere Raum des Doualas geöffnet. Als Ersatz für den abgesagten Drum&Bass-Floor gibt es für alle Facebook-Friends einen exklusiven Podcast mit den Resident DJs und dem gebuchten MC Fava.

Dann heißt es: Tschüss, Douala, und ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. Laut Partyveranstalter steht man derzeit in engen Verhandlungen mit namhaften Clubs aus der Region wie dem „Hugos“, dem „Zirkuss“ und dem „Top 10“ über eine Residency.

Douala – der ewige Club

Douala 80er

30 Jahre, so alt wird keine Sau, hätte mein Opa gesagt. Und so alt wird normalerweise auch kein Club. Nicht in Berlin und nicht anderswo, und auch nicht in der Pampa. Nur das Douala, dieser abgefuckte Verschlag am Ravensburger Bahndamm, trotzt unverwüstlich allen Naturgesetzen des Nachtlebens und ist immer noch da. Am 9. März 1984 – der VfB Stuttgart stand an der Spitze der Fußball-Bundesliga, die Postleitzahlen waren noch vierstellig und die Fönfrisuren saßen – eröffnete der Laden erstmals seine Türen.

Ich mag ja alt sein. Aber längst nicht alt genug, um die Douala-Anfänge mitbekommen zu haben, damals in den Achtzigern. Hans Nieswandt (From Disco to Disco), DJ, Schreiberling und am Bodensee aufgewachsen,  ist noch älter. Und alt genug, um die Douala-Anfänge mitbekommen zu haben, damals in den Achtzigern – und das auch in seinem sowieso charmant geschriebenen Büchlein „plus minus acht“ zu erwähnen:

„Es war ein Samstag im Frühling 1983 (ha, Druckfehler! Die Red.), im damals gerade neu eröffneten Club Douala in Ravensburg. Ich bekam dafür 200 Mark, was eine Menge Geld war (…). Das Douala war ein smart designter, cocktailesker Club, passend zur Popmusik der Zeit. Ich spielte alles, was amtlich war: Scritti Politti, Indeep, Malcolm McLaren, PigBag, Kurtis Blow, Run DMC, Die Krupps, Konk, Dexya Midnight Runners, Defunkt, Talking Heads, Kid Kreole, Liaisons Dangereuses, Orange Juice, T-Ski Valley, The Clash (die Disco-Phase), Jocelyn Brown, TomTom Club, Heaven 17, ABC… Dazu benutzte ich einen Plattenspieler und ein Tapedeck.“

Tja, und so wie auf dem Reklameplakat (siehe oben) sah es damals in den frühen Clubjahren wohl tatsächlich aus. Als ich selbst – viele Jahre nach Herrn Nieswandt – mein DJ-Debüt im Douala geben durfte, war aus der cocktailesken New-Romantics-Bar ein Techno-Schuppen der Oberklasse geworden. Jeff Mills, Laurent Garnier, Sven Väth. Einfach alle waren da. Vollgas. Daneben war Mitte der Neunziger aber auch der musikalische Mischmasch-Donnerstag ein ziemlicher Place-to-be. Und da, als Vertretung des Resident-DJs, stand ich zum ersten Mal in der Douala-Kanzel. Ob es auch 200 Mark dafür gab, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Aber: Es wäre auch 1995 noch eine Menge Geld gewesen. Gut, für Hans Nieswandt seinerzeit wahrscheinlich bereits nicht mehr so arg, für mich schon.

Douala Wall

Völlig gagenunabhängig gab ich natürlich mein Bestes im ungewohnten Job des Allround-DJs, aber ich glaube, die Leute hätten dann doch lieber ihren alteingesessenen Resident am Ruder gehabt. Wie auch immer. Während ich also Bucketheads, Nightcrawlers, Sens Unik, die Beastie Boys und James Last auflegte (ein stadtbekannter Indianer drückte mir in jener Nacht als Dank für „Happy Brasilia“ kurzerhand zehn Mark in die Hand – auch viel Geld damals), ließ sich ein Mädel im seinerzeit noch größeren Backstage von ihrem Privat-Friseur die Haare richten. Spätestens da wusste ich: Im Douala darf Dich gar nix wundern.

Auch keine Razzia wie jene zur Jahrtausendwende, die kurzzeitige Schließung danach – und das Comeback unter Sicherheitsstufe dunkelrot. 2002 kam dann auch der Drum&Bass zurück ins Douala. Drüben in Konstanz lief gerade die „Basslastic“ so richtig heiß, hier auf der anderen Seeseite war dagegen schon eine ganze Weile so ein bisschen tote Hose in der Sache gewesen. Dabei hatten sich ab 1997 die großen Jungle-Nasen von Ed Rush bis Bailey, von Krust bis Peshay im Douala noch die Klinke in die Hand gegeben. Aber jetzt: Drum&Bass ist tot, Alter, da geht nix mehr. Egal, man kann‘s ja mal probieren, dachte ich. Hei, Johnny, wie wär‘s mal wieder? Ja, mach mal, hieß es. Und dann haben wir das halt so gemacht. Am Anfang nur für den wirklich harten Kern, danach für immer mehr. Und – nach einem kleinen Päuschen in der Saison 2010/11 – machen wir das auch heute noch.

RTB Douala

Der diesjährige „Reclaim the Beats!“-Geburtstag ist zwar im Vergleich zum glamourösen Douala-Jubiläum ein recht krummer, aber zwölf Jahre sind ja schließlich auch nicht schlecht. Pi mal Daumen immerhin fast die Hälfte der Clubhistorie. Insofern sind wir ja auch irgendwie ein kleiner bescheidener Teil des Ganzen. Aber wir feiern erst – Preview – am 12. April 2014. Natürlich im Douala, dem ewigen Club.

Dort, wo Kemistry & Storm in einer kalten Januarnacht 1997 ein magisches Metalheadz-Gastspiel zelebriert und quasi die D&B-Lunte am Bodensee entzündet haben, wo Grandmaster Flash ebenso schon hinter den Decks stand wie zahlreiche Residents, die mit ihren eigenen Partyreihen regelmäßig das Haus rocken. Motto: Fette Beats drinnen, fettige Pommes draußen. Douala-Style, Baby. Oder, wie es im offiziellen Club-Organ heißt:

„Auch im neuen Jahrtausend nach einigen existenziellen Wirren des Clubs (wie auch der Clubscene im allgemeinen) mit dem Alltag niedriger buerokratischer Beweggruende sagen wir allen Nachtmenschen deren Lebensmotto: ‚I wanna rock my life‘ ist, ‚Beweg deinen Arsch mit Hirn und Seele, enjoy innovative Musik-Kultur & rock the 21st Century.’“

Also Happy Birthday, Du alte Hütte.

21st Century Marschmusik

„Reclaim the Beats!“, die dienstälteste Drum&Bass-Party zwischen Riss und Bodensee meldet sich mal wieder zurück und feiert ihr x-tes Comeback. Jetzt am Samstag. Im Douala, wo sonst:

Webflyer RTB 2013 Sept A

Wer auflegt? Guckst Du Rückseite:

Webflyer RTB 2013 Sep B

Darkside Dan, der als FX Farmer bekannt ist wie ein bunter Hund und mit seiner Boygroup „Funkanomics“ von Kanada bis Rumänien den Marsch bläst, spielt ein exklusives Set. Dazu gesellen sich die „Reclaim the Beats!“-Macher Double-L und Mellokat.

„Gibt’s au wiadr en Emsie?“ Jau. Und zwar einen richtig guten. Am Mikrofon die Ehre gibt sich der Londoner Mike Romeo, der vor einem Jahr im Douala mit seinen Rhymes nicht nur die Ladys verzaubert, sondern auch wirklich den letzten Hipster von der Bar auf den Dancefloor gelockt hat.

Und hinten? Die ganze Nacht Reggae/Dancehall und Bass Music mit den Lausbuben von Suzzlic Stereo.

Ach ja, Gewinnspiel gibt’s hier.