Reclaim the Beats! mit Jaycut

Webflyer RTB Jaycut

„Reclaim the Beats!“, die einzige Drum&Bass-Partyreihe zwischen Riss und Bodensee, geht am morgigen Freitag, 16. Mai 2014 in eine neue Runde. Mit fettem Booking: Jaycut aus Köln ist am Start.

Ja, genau, der war schon mal in der Gegend. Aber lange ist’s her. Und zwar so lange, dass man nicht mal mehr den Flyer ergoogeln kann. Doch ansonsten vergisst das Internet nix und sagt: Es war der 18. Januar 2003, also kurz vor dem ersten Geburtstag von „Reclaim the Beats!“. Aber die Party war nicht im Douala, sie war in der Metro-Groovebox bei „Belowzero“ (R.I.P.).

Als Macher des Online-Magazins drumandbass.de hatten wir Jaycut damals angekündigt. Was immer noch stimmt. Und als guten DJ. Was natürlich auch immer noch stimmt. Was aber damals noch keiner ahnen konnte: Dass er mit dem „Flute Tune“ einmal die Drum&Bass-Party-Hymne schlechthin raushauen würde, die auch im Douala rauf und runter lief und läuft. Und da legt Jaycut nun wirklich zum ersten Mal auf. So sah er übrigens damals aus hinter den Plattenspielern:

J-Cut

Und das ist das offizielle Video vom „Flute Tune“:

Moment, das war’s noch nicht: Auch am Mikrofon gibt sich ein namhafter Gast die Ehre: MC Sinista aus Mannheim.

Kuratiert (ja, das wollte ich immer mal schreiben) und musikalisch unterstützt wird der Abend von den Gastgebern Double-L und Mellokat. Und hinten in der Reggae-Sauna sorgen die Wellness-Rudeboys von Suzzlic Stereo für schweißtreibende Dancehall- und Bass-Musik-Aufgüsse.

Alix Perez – „U“

Der Drum&Bass-Videoclip des Monats stammt (mal wieder) aus dem Hause Exit Records und sorgt für ordentlich Säbelrasseln in der Breakbeat-Bude. Wenn der gute alte photeksche Ninja-Vibe im aktuellen Halfstep-Gewand auf eine Prise Squarepusher-Flavour trifft, und das Ganze noch ein bisschen, aber nicht zu sehr, in Form gebracht wird, kommt wohl sowas dabei raus. Retro-Futurismus pur. Und eine gelungene Hommage an die Neunziger, in denen fast alles ging.

Douala – der ewige Club

Douala 80er

30 Jahre, so alt wird keine Sau, hätte mein Opa gesagt. Und so alt wird normalerweise auch kein Club. Nicht in Berlin und nicht anderswo, und auch nicht in der Pampa. Nur das Douala, dieser abgefuckte Verschlag am Ravensburger Bahndamm, trotzt unverwüstlich allen Naturgesetzen des Nachtlebens und ist immer noch da. Am 9. März 1984 – der VfB Stuttgart stand an der Spitze der Fußball-Bundesliga, die Postleitzahlen waren noch vierstellig und die Fönfrisuren saßen – eröffnete der Laden erstmals seine Türen.

Ich mag ja alt sein. Aber längst nicht alt genug, um die Douala-Anfänge mitbekommen zu haben, damals in den Achtzigern. Hans Nieswandt (From Disco to Disco), DJ, Schreiberling und am Bodensee aufgewachsen,  ist noch älter. Und alt genug, um die Douala-Anfänge mitbekommen zu haben, damals in den Achtzigern – und das auch in seinem sowieso charmant geschriebenen Büchlein „plus minus acht“ zu erwähnen:

„Es war ein Samstag im Frühling 1983 (ha, Druckfehler! Die Red.), im damals gerade neu eröffneten Club Douala in Ravensburg. Ich bekam dafür 200 Mark, was eine Menge Geld war (…). Das Douala war ein smart designter, cocktailesker Club, passend zur Popmusik der Zeit. Ich spielte alles, was amtlich war: Scritti Politti, Indeep, Malcolm McLaren, PigBag, Kurtis Blow, Run DMC, Die Krupps, Konk, Dexya Midnight Runners, Defunkt, Talking Heads, Kid Kreole, Liaisons Dangereuses, Orange Juice, T-Ski Valley, The Clash (die Disco-Phase), Jocelyn Brown, TomTom Club, Heaven 17, ABC… Dazu benutzte ich einen Plattenspieler und ein Tapedeck.“

Tja, und so wie auf dem Reklameplakat (siehe oben) sah es damals in den frühen Clubjahren wohl tatsächlich aus. Als ich selbst – viele Jahre nach Herrn Nieswandt – mein DJ-Debüt im Douala geben durfte, war aus der cocktailesken New-Romantics-Bar ein Techno-Schuppen der Oberklasse geworden. Jeff Mills, Laurent Garnier, Sven Väth. Einfach alle waren da. Vollgas. Daneben war Mitte der Neunziger aber auch der musikalische Mischmasch-Donnerstag ein ziemlicher Place-to-be. Und da, als Vertretung des Resident-DJs, stand ich zum ersten Mal in der Douala-Kanzel. Ob es auch 200 Mark dafür gab, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Aber: Es wäre auch 1995 noch eine Menge Geld gewesen. Gut, für Hans Nieswandt seinerzeit wahrscheinlich bereits nicht mehr so arg, für mich schon.

Douala Wall

Völlig gagenunabhängig gab ich natürlich mein Bestes im ungewohnten Job des Allround-DJs, aber ich glaube, die Leute hätten dann doch lieber ihren alteingesessenen Resident am Ruder gehabt. Wie auch immer. Während ich also Bucketheads, Nightcrawlers, Sens Unik, die Beastie Boys und James Last auflegte (ein stadtbekannter Indianer drückte mir in jener Nacht als Dank für „Happy Brasilia“ kurzerhand zehn Mark in die Hand – auch viel Geld damals), ließ sich ein Mädel im seinerzeit noch größeren Backstage von ihrem Privat-Friseur die Haare richten. Spätestens da wusste ich: Im Douala darf Dich gar nix wundern.

Auch keine Razzia wie jene zur Jahrtausendwende, die kurzzeitige Schließung danach – und das Comeback unter Sicherheitsstufe dunkelrot. 2002 kam dann auch der Drum&Bass zurück ins Douala. Drüben in Konstanz lief gerade die „Basslastic“ so richtig heiß, hier auf der anderen Seeseite war dagegen schon eine ganze Weile so ein bisschen tote Hose in der Sache gewesen. Dabei hatten sich ab 1997 die großen Jungle-Nasen von Ed Rush bis Bailey, von Krust bis Peshay im Douala noch die Klinke in die Hand gegeben. Aber jetzt: Drum&Bass ist tot, Alter, da geht nix mehr. Egal, man kann‘s ja mal probieren, dachte ich. Hei, Johnny, wie wär‘s mal wieder? Ja, mach mal, hieß es. Und dann haben wir das halt so gemacht. Am Anfang nur für den wirklich harten Kern, danach für immer mehr. Und – nach einem kleinen Päuschen in der Saison 2010/11 – machen wir das auch heute noch.

RTB Douala

Der diesjährige „Reclaim the Beats!“-Geburtstag ist zwar im Vergleich zum glamourösen Douala-Jubiläum ein recht krummer, aber zwölf Jahre sind ja schließlich auch nicht schlecht. Pi mal Daumen immerhin fast die Hälfte der Clubhistorie. Insofern sind wir ja auch irgendwie ein kleiner bescheidener Teil des Ganzen. Aber wir feiern erst – Preview – am 12. April 2014. Natürlich im Douala, dem ewigen Club.

Dort, wo Kemistry & Storm in einer kalten Januarnacht 1997 ein magisches Metalheadz-Gastspiel zelebriert und quasi die D&B-Lunte am Bodensee entzündet haben, wo Grandmaster Flash ebenso schon hinter den Decks stand wie zahlreiche Residents, die mit ihren eigenen Partyreihen regelmäßig das Haus rocken. Motto: Fette Beats drinnen, fettige Pommes draußen. Douala-Style, Baby. Oder, wie es im offiziellen Club-Organ heißt:

„Auch im neuen Jahrtausend nach einigen existenziellen Wirren des Clubs (wie auch der Clubscene im allgemeinen) mit dem Alltag niedriger buerokratischer Beweggruende sagen wir allen Nachtmenschen deren Lebensmotto: ‚I wanna rock my life‘ ist, ‚Beweg deinen Arsch mit Hirn und Seele, enjoy innovative Musik-Kultur & rock the 21st Century.’“

Also Happy Birthday, Du alte Hütte.

21st Century Marschmusik

„Reclaim the Beats!“, die dienstälteste Drum&Bass-Party zwischen Riss und Bodensee meldet sich mal wieder zurück und feiert ihr x-tes Comeback. Jetzt am Samstag. Im Douala, wo sonst:

Webflyer RTB 2013 Sept A

Wer auflegt? Guckst Du Rückseite:

Webflyer RTB 2013 Sep B

Darkside Dan, der als FX Farmer bekannt ist wie ein bunter Hund und mit seiner Boygroup „Funkanomics“ von Kanada bis Rumänien den Marsch bläst, spielt ein exklusives Set. Dazu gesellen sich die „Reclaim the Beats!“-Macher Double-L und Mellokat.

„Gibt’s au wiadr en Emsie?“ Jau. Und zwar einen richtig guten. Am Mikrofon die Ehre gibt sich der Londoner Mike Romeo, der vor einem Jahr im Douala mit seinen Rhymes nicht nur die Ladys verzaubert, sondern auch wirklich den letzten Hipster von der Bar auf den Dancefloor gelockt hat.

Und hinten? Die ganze Nacht Reggae/Dancehall und Bass Music mit den Lausbuben von Suzzlic Stereo.

Ach ja, Gewinnspiel gibt’s hier.