Wasser und Vergnügen

Wasser und Vergnuegen

Support your local Blogger: „Wasser und Vergnügen“ nennt sich gemäß Untertitel „ein Blog für Konstanz“. Den (oder besser: das?) gibt’s zwar wohl bereits seit 2012, also eigentlich schon furchtbar lange, bin aber irgendwie erst jetzt darauf gestoßen.

Party- und Ausgehtipps oder auch DJ-Porträts gibt’s da. Aber die Leute von „Wasser und Vergnügen“ haben eben auch eine Meinung. Und zwar zu den aktuellen städtischen Plänen, an Konstanz‘ schmucksten Ecken einen Security-Dienst zur warmen Jahreszeit Kindermädchen spielen zu lassen – und auch die Bepflanzungen auf eine Weise zu verändern, „ um einzelne Plätze (…) für den Aufenthalt uninteressanter zu machen”, wie ein Zeitungsbericht zitiert wird. Letzeres erinnert irgendwie an diese Anti-Obdachlosen-Bänke oder auch Anti-Tauben-Nadeln an Bahnhöfen. Da, wo ich herkomme, haben sie in der Fuzo mal so Stacheln um die Blumentöpfe geschraubt, damit es sich dort Punker und anderes unliebsames Gesindel nicht bequem machen können (und da gab’s freilich gar keine Seepromenade, nur trostlose C&A-Fassaden drum herum).

Die Kollegen von „Wasser und Vergnügen“ wollen jedenfalls zurecht – Zitat – „nicht in einer Stadt leben, wo tatsächlich darüber diskutiert wird, öffentliche Plätze bewusst hässlich zu gestalten, damit sich dort keine Menschen mehr aufhalten.“ Genau.

Wahlfieber 2013

Leipzig, Bundestagswahl, Wahlwerbung
Bundesarchiv, B 145 Bild-F086568-0028 / Kirschner, Harald / via Wikimedia Commons

Wird Zeit, dass endlich gewählt wird. Was für ein Theater. Kanzlerkette, Stinkefinger. Das sind die Themen, die das Land bewegt. Am besten gar nicht mehr hingucken, Medienpause machen, höchstens noch kurz den Wahl-O-Maten konsultieren (um sich dann eh wieder nicht an das Ergebnis zu halten) und gut ist.

Aber auch mit den besten Vorsätzen nicht vorbei kommt man an dem bunten Plakate-Wald, der in diesen Tagen unsere Straßen säumt.  Also schauen wir uns die doch mal genauer an. Zeit für Inhalte. Der große Bodenseebass-Wahlplakate-Check.

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Kulturufer 2013

Das Kulturufer in Friedrichshafen ist ja immer eine ganz entspannte Angelegenheit im Sommer. Die diesjährige Ausgabe ging heute zu Ende und hatte aus meiner Sicht lineupmäßig vor allem zwei Highlights zu bieten: Nummer eins, der Auftritt des grandiosen Georg Schramm – verpasst, da leider schon seit Monaten ausverkauft. Und Nummer zwei, schön im Kleingedruckten des Programmheftchens versteckt: Toni-L alias der Funkjoker, der Koch, der Pate, der Hardcore Gladiator. Einer der Väter Opas des deutschen Hip Hop, alter Weggefährte von Torch und Mitbegründer der legendären Heidelberger Combo „Advanced Chemistry“. Für die jüngere Leserschaft: Das sind die, die den deutschsprachigen Rap quasi erfunden haben und jetzt bekanntermaßen angeblich nur noch in den Bars rocken. Oder eben in der Musikmuschel im Auftrag des Jugendzentrums „Molke“. Und das umsonst und draußen. Auf also zum Pflichttermin.

An Windspiel-Verkäufern, Esoterikkram, Deinen-Namen-auf-ein-Reiskorn-Schreibern, Hippie-Ständen, Straßenmusikanten und Gauklern vorbei geht’s zur Muschel. Toni-L steht schon auf der Bühne, doch der Andrang hält sich in Grenzen. Die paar Gewittertropfen sind zwar nicht der Rede wert, aber in der Musikmuschel hat man es halt prinzipiell nicht einfach. Während die amtlichen Acts in den Zelten sich der Aufmerksamkeit des Publikums gewiss sein dürfen (nebenan macht sich zum Beispiel gerade Sophie Hunger bereit), steht der Künstler hier draußen in harter Konkurrenz mit allerhand festivalerfahrenen Jongleuren, Airbrush-Tätowierern, Pantomimen, Clowns oder sonstigen Freaks – und den Verlockungen von Beach-Bar und Fressmeile.

Doch Toni-L checkt die Lage als alter Hase sofort und schwenkt auf das volle Entertainmentprogramm um: Erst bittet er die B-Boys der anwesenden Breakdance-Crew (Beat Nuggets) nach vorn, um dann ein Kind nach dem anderen auf die Bühne zu holen. Hip Hop für die ganze Familie – das lockt jetzt endgültig auch die Laufkundschaft. Dazu lässt Toni-L seinen DJ Def Cut zum Gemeinschaftstanz aufspielen und streut neben seinem neuen Song „Tornado“ und dem Torch-Hit „Wir waren mal Stars“ die ganzen Klassiker der alten Schule ein: „Dir fehlt der Funk“, „Hardcore Gladiator“. In bester Blockparty-Manier und mit souveränem Flow rockt der Koch das Kulturufer, lässt nach seinem Gig (Kleinkünstlerstyle!) den Hut rumgehen, verteilt ganz altmodisch „Props“ an alle, die dabei waren, und verkauft vom Bühnenrand noch eigenhändig ein paar Exemplare seiner aktuellen Platte. Der Typ hat’s einfach drauf.

30 Jahre Handtelefon

Geburtstagskind des Tages: das Handy. Wird heute wohl 30 Jahre alt. Mein erstes Handtelefon war ja ein Alcatel. Mit zweizeiligem Display ausgestattet, lag super in der Hand und hatte einen kleinen niedlichen Antennenstumpen oben dran, den man – prima Spielzeug – leicht abschrauben konnte. War aus so einer Prepaid-Box von der Telekom. Weil Mobilfunkverträge waren ziemlich unbezahlbar und hätten sich eh nicht gelohnt. Schließlich habe ich das Gerät fast nie benutzt. Wenn so ein Ding in der Öffentlichkeit mal geklingelt hat, wurde man noch echt schräg angeschaut. Heute fällt man dagegen auf, wenn man im Zug oder Bus einfach nur so dasitzt, ohne auf einen Screen zu glotzen.

Doch zurück zum Alcatel. Designmäßig also super, war die Menüführung eher schwierig. Man musste in etwa eine halbe Stunde einplanen, um eine SMS abzusetzen. Aber egal, siehe oben. Meist lag das Ding im Handschuhfach, falls mal der ADAC gerufen werden musste (was bei meiner Rostlaube nicht ganz unwahrscheinlich war).

Lange hatte ich das Handy trotzdem nicht. Obwohl seinerzeit schon nicht ganz der letzte Schrei, wurde es mir in einer Diskonacht aus dem Auto geklaut – vor dem Metro war das. Das einzige, was wirklich was wert war in und an dem ollen Zweiergolf war zwar das Radio. Das hat der Depp aber drin gelassen. Ich, ziemlich angepisst wegen des professionell eingestochenen Lochs unterm Türgriff, lasse die Polizei rufen (vom Türsteher, mein Handy war ja weg). Muss ich machen, wegen Versicherung und so, und überhaupt, dachte ich. Die werden sich freuen, die Bullen, morgens um halb fünf. Werden kurz murren, die Personalien aufnehmen und gut is. Aber nee nee. Was machen die Cops? Holen doch tatsächlich ihr Detektiv-Pulver raus und nehmen Fingerabdrücke am Auto. Wie im Film. Waren zwar wohl überwiegend meine eigenen Tapser, aber egal. Ich als alter Hobbyagent war begeistert. Hatte nicht mal gewusst, dass die so was standardmäßig im Streifenwagen haben. Super Sache auf jeden Fall. Mein Respekt für so viel Gewissenhaftigkeit, liebe Polizei Friedrichshafen.

Den Dieb haben sie dann trotz mehrköpfiger Sonderkommission zwar nicht erwischt, und nach einer längeren handylosen Zeit ging‘s bei mir dann mit einem gebrauchten Siemens weiter. Aber irgendwann, irgendwann wird es klingeln, und ein kurz vor der Pension stehender Kripobeamter, den der Fall all die Jahre nicht losgelassen hat, wird mir eröffnen, dass sie das Arschloch endlich verhaftet haben. Dank Fingerabdruckabgleich. Und dann – in einer verschweißten Tüte mit Aktenzeichen dran – kriege ich mein Alcatel wieder.